Goldmark als freiwilliges privatrechtliches Zahlungsmittel in Deutschland
_ J.C. Kofner, Ökonom, MIWI Institut, Sprecher Landesfachausschuss „Finanzen und Steuern“, AfD Bayern. München, 20. September 2025.
Problematik des aktuellen Fiat-Euro
Bereits Walter Eucken unterstrich, dass die Geldwertstabilität das wichtigste konstituierende Prinzip jeder gut funktionierenden Wirtschaftsordnung darstellt.[1] Das gegenwärtige Fiat- und Mindestreservesystem im Rahmen des supranationalen Euro erfüllt dieses Prinzip jedoch nicht.
Der Euro ist zu einem der Hauptgründe für Inflation, die fortschreitende Verarmung des Mittelstandes und die anti-soziale Vermögensumverteilung von unten nach oben geworden, die in der ökonomischen Theorie als Cantillon-Effekt bekannt ist.
Seit seiner Einführung im Jahr 2002 hat der Euro etwa ein Drittel seiner Kaufkraft verloren und ist heute nur noch ein Drittel der 1948 eingeführten D-Mark wert.[2]
Aufgrund des negativen Realzinses haben deutsche Sparer seit 2019 fast 732 Milliarden Euro verloren, was einem durchschnittlichen Vermögensverlust von über 17.400 Euro pro Haushalt entspricht.[3]
Seit 2019 sind die deutschen Reallöhne um 2,1 Prozent gesunken, wodurch die Reallohnsteigerungen eines ganzen Jahrzehnts zunichte gemacht wurden.[4]
Vorteile von Gold
Im Gegensatz dazu bietet Gold seit Jahrtausenden Schutz vor Inflation, ermöglicht den Vermögensaufbau und hat im Rahmen des Goldstandards wiederholt die Stabilität von Geldsystemen garantiert.
So hat sich seit 2002 der Wert eines Gramms Gold von etwa 10 Euro auf über 90 Euro verneunfacht und ist seit 1948 sogar um das 85-Fache gestiegen. Allein seit 2019 hat sich der Goldpreis nahezu verdreifacht.[5]
Diese Entwicklung zeigt, dass Gold nicht nur ein langfristiger Wertspeicher ist, sondern auch eine stabile Basis für ergänzende Zahlungsmittel bilden kann. Gold ist zur zweitwichtigsten Reserve nach dem US-Dollar aufgestiegen und hat den Euro in dieser Rolle bereits überholt. Analysten sehen in den weltweit steigenden Goldreserven den möglichen Beginn einer neuen Weltfinanzordnung, in der Gold an Bedeutung gegenüber dem Dollar gewinnt. Mit derzeit rund 36.197 Tonnen weltweit gelagerter Goldreserven nähert sich der Bestand dem historischen Höchststand von 38.347 Tonnen aus dem Jahr 1965, dem Höhepunkt des globalen, goldgedeckten Bretton-Woods-Systems.[6]
Alternative: Gold als freiwilliges vertragliches Zahlungsmittel
Bekanntlich will die Alternative für Deutschland (AfD) die wirtschaftsschädliche EU-Einheitswährung zugunsten der Rückkehr zu einer souveränen nationalen Geldpolitik verlassen.[7] Selbst im Falle einer Regierungsverantwortung auf Bundesebene wird es Zeit brauchen, um die Rückkehr zur D-Mark politisch durchzusetzen und zu organisieren.
Bis es so weit ist, könnte die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen der bestehenden EU- und Bundesgesetzgebung ein Pilotprojekt „Deutscher Goldpakt“ einführen, welches die freiwillige, vertragliche Nutzung von Goldmünzen, Goldbacks, auf Gold lautenden Banknoten und – sobald eine sichere digitale Infrastruktur verfügbar ist – eines goldgedeckten Stablecoins als eingeschränktes Zahlungsmittel ermöglicht. Dabei würden die Bundesbank und Münze Deutschland als zentrale staatliche Partner eingebunden, die Goldmünzen wie eine Goldmark, Goldbacks und auf Gold lautende Banknoten herausgeben, handeln und die sichere Verwahrung des Edelmetalls gewährleisten würden. Sobald die digitale Infrastruktur bereitstehen würde, könnte auch ein Stablecoin auf physisch hinterlegtem Gold geprüft und gegebenenfalls implementiert werden.
Zur Umsetzung müsste dafür eine Public-Private-Partnership (PPP) „Deutscher Goldpakt“ geschaffen werden, an der sich private Unternehmen, Kreditinstitute und ausgewählte staatliche Stellen freiwillig beteiligen könnten. Diese Partner würden sich vertraglich verpflichten, die genannte Goldwährung in gegenseitigen Geschäftsbeziehungen zu akzeptieren. Eine Testphase könnte in einem ausgewählten Vorreiter-Bundesland durchgeführt werden, das sich bereit erklärt, um die organisatorische, rechtliche und wirtschaftliche Machbarkeit zu prüfen, bevor eine mögliche Ausweitung auf den gesamten Bund erfolgt.
Darüber hinaus könnte eine digitale Plattform entwickelt werden, die im zweiten Schritt sichere, transparente und bürgerfreundliche Transaktionen mit goldgedeckten Kryptotokens ermöglicht.
Realisierbarkeit und Vorteile
Die Realisierbarkeit eines „Deutschen Goldpaktes“ ist gegeben. Die Deutsche Bundesbank verfügt über die drittgrößten Goldreserven der Welt mit 3.375 Tonnen, was einem Gesamtvermögen von rund 337,5 Milliarden Euro entspricht.[8] Private Haushalte in Deutschland besitzen mit über 9.000 Tonnen fast dreimal so viel Gold wie die Bundesbank.[9]
Auf Bundesebene verfügt das Bundesverwaltungsamt mit seiner Einheit „Münze Deutschland“, der früheren Verkaufsstelle für Sammlermünzen der Bundesrepublik Deutschland, bereits über umfassende Erfahrung bei der Ausgabe von Silber- und Goldmünzen. Selbstverständlich darf die Prägung solcher Münzen nur mit Genehmigung der Bundesbank und der Europäischen Zentralbank erfolgen.[10]
Mittlerweile gehen auch die Bundesländer eigene Wege: So hat der Freistaat Bayern im Jahr 2025 als erstes Bundesland den Schritt in den Edelmetallmarkt gewagt und die Einführung des „Bayern-Thalers“ angekündigt. Bereits im März 2025 erschien eine Silber-Version, von der bis August 2025 rund 1.300 Kilogramm Feinsilber verkauft wurden – mit einem Erlös von über 1,3 Millionen Euro. Für den Herbst 2025 ist zudem die Ausgabe einer eigenen Gold-Anlagemünze geplant, die weltweit Investoren ansprechen und eine deutsche Alternative zu bekannten Münzen wie dem Krügerrand oder dem Maple Leaf schaffen soll.[11] Dieses Vorgehen zeigt, dass selbst die Politik die Bedeutung von Gold als Anlagemittel erkannt hat.
Eine solche Initiative stünde auch in einer internationalen Tradition. In den Vereinigten Staaten haben mehrere Bundesstaaten Gold und Silber als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannt oder steuerlich privilegiert. Florida hat mit Gesetz HB 999 Gold- und Silbermünzen als Zahlungsmittel anerkannt,[12] Texas beschloss 2025 ein Gesetz zur Einführung eines digitalen Gold- und Silberzahlungssystems, Utah akzeptierte bereits 2011 US-geprägte Gold- und Silbermünzen als gesetzliches Zahlungsmittel,[13][14] und auch Staaten wie Louisiana, West Virginia, Oklahoma, South Carolina, Arizona, Indiana und Kansas haben ähnliche Initiativen ergriffen.
Zudem gibt es mit den „Goldbacks“ eine private Initiative, die Gold in Form flexibler Banknoten mit eingeprägtem Goldanteil anbietet. Diese Goldbacks sind in verschiedenen US-Bundesstaaten im Umlauf und werden dort von zahlreichen Händlern akzeptiert – auch wenn die Akzeptanz auf freiwilliger Basis beruht. Der Vorteil solcher Goldbanknoten liegt in ihrer leichten Handhabbarkeit, Teilbarkeit und Alltagstauglichkeit.[15]
Für die Bundesrepublik Deutschland eröffnet sich eine ähnliche Möglichkeit. Zwar bleibt nach Artikel 128 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union und nach § 14 des Gesetzes über die Deutsche Bundesbank der Euro das einzige unbeschränkte gesetzliche Zahlungsmittel. Doch privatrechtlich dürfen Bürger, Unternehmen oder auch staatliche Stellen wie der Bund in Verträgen jede gewünschte Form der Zahlung vereinbaren – seien es Gold, Silber, Naturalien oder Kryptowährungen.
Ein PPP-Vertrag, in dem sich die Beteiligten freiwillig verpflichten, Zahlungen auch in Goldmünzen beziehungsweise auf Gold lautenden Banknoten zu akzeptieren, wäre daher rechtlich zulässig. Das Zahlungsmittel wäre damit zwar kein uneingeschränktes gesetzliches, jedoch ein vertraglich verbindliches Zahlungsmittel innerhalb des Partnerkreises. Eine freiwillige, vertragliche Regelung im Rahmen einer Public-Private-Partnership würde also eine praktikable Möglichkeit darstellen, Edelmetallwährungen ergänzend einzusetzen.
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Insgesamt zeigt sich, dass der „Deutsch Goldpakt“ sowohl ökonomisch als auch rechtlich machbar ist. Mit der Bundesbank und der Münze Deutschland stehen starke Institute bereit, die die Herausgabe und Abwicklung gewährleisten können. Internationale Vorbilder bestätigen die Durchführbarkeit. Und die Vorteile für Bürger, Wirtschaft und Standort Bayern sind offenkundig: Schutz vor Inflation, neue Chancen zum Vermögensaufbau, Stärkung des Vertrauens in die nationale Währungsordnung und eine zukunftsweisende Rolle Bayerns im Bereich solider, wertgedeckter Zahlungsmittel.
Quellen
[1] Issing O. (2000). Walter Eucken: vom Primat der Währungspolitik. Deutsche Bundesbank. URL: https://www.ecb.europa.eu/press/key/date/2000/html/sp000317_2.de.html
[2] Deutsche Bundesbank (2024). Kaufkraftäquivalente historischer Beträge in deutschen Währungen. URL: https://www.bundesbank.de/de/statistiken/konjunktur-und-preise/-/kaufkraftaequivalente-historischer-betraege-in-deutschen-waehrungen-615162
[3] Wertverlust des verzinsten Geldvermögens privater Haushalte für die Jahre 2020 bis 2024. Berechnungen von DZ-Research.
[4] Destatis (2024). Entwicklung der Reallöhne, der Nominallöhne und Verbraucherpreise. URL: https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Verdienste/_Grafik/_Interaktiv/real-nominallohnindex.html?nn=206840
[5] ADEOS MEDIA GmbH (2024). Goldpreis. URL: https://www.gold.de/kurse/goldpreis/
[6] Siedenbiedel, C. (2025). Gold: Notenbanken planen weitere Großinvestments in das Edelmetall. Frankfurter Allgemeine Zeitung. Verfügbar unter: https://www.faz.net/aktuell/finanzen/pro-finanzen/gold-notenbanken-planen-weitere-grossinvestments-in-das-edelmetall-110541993.html
[7] AfD (2016). AfD-Grundsatzprogramm. URL: https://www.afd.de/grundsatzprogramm/
[8] Hartung J. (2025). Goldreserven: Steuerzahlerbund fordert Rückholung von Gold aus den USA. MSN. URL: https://www.msn.com/de-de/finanzen/top-stories/goldreserven-steuerzahlerbund-fordert-r%C3%BCckholung-aus-den-usa/ar-AA1BNH2M
[9] ReiseBank AG, Manager Magazin. (2024). Gesamter Goldbesitz der privaten Haushalte in Deutschland von 2010 bis 2024 (in Tonnen). URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1168551/umfrage/goldbesitz-der-privaten-haushalte-in-deutschland/
[10] BVA (2025). Wer ist die Münze Deutschland? URL: https://www.bva.bund.de/SharedDocs/FAQs/DE/Buerger/Hobby/Muenze/VfS_Service_Muenze.html?utm_source=chatgpt.com
[11] Amtmann K. (2025). Goldmünze „Bayern Thaler“: Freistaat steigt in Geschäft mit Gold ein. Münchner Merkur. URL: https://www.merkur.de/bayern/mit-gold-ein-goldmuenze-bayern-thaler-freistaat-steigt-in-geschaeft-93862563.html
[12] Financial Express (2025). Florida passes HB 999: Gold, silver now legal for transactions — How will it work? URL: https://www.financialexpress.com/world-news/us-news/florida-passes-hb-999-gold-silver-now-legal-for-transactions-how-will-it-work/3859702/
[13] Newsweek (2025). Texans Allowed to Pay Using Gold and Silver. URL: https://www.newsweek.com/texans-can-pay-using-gold-silver-2093585
[14] Fox News (2011). Gold, silver coins to be legal currency in Utah. URL: https://www.foxnews.com/us/gold-silver-coins-to-be-legal-currency-in-utah
[15] Goldback, Inc. (2025). Goldback. URL: https://www.goldback.com/
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