Alternative Klimapolitik und CO2-Vermeidung aus rechter Sicht – Vortrag auf der JA-Frühlingsakademie 2022

Vom 1. bis zum 3. April fand in Erfurt, Thüringen die Frühjahrsakademie 2022 der Jungen Alternative statt, an der Jurij Kofner, Wirtschaftsberater für die AfD, teilnahm.

Renovatio Europae

Am Vormittag des 2. April diskutierten die Aktivisten und Nachwuchspolitiker des freiheitlich-patriotischen Lagers mit MdEUP Dr. Maximilian Krah, ID-Fraktion im Europäischen Parlament, über „Die Rolle Deutschlands in Europa“ und ob „der Dexit als Ultima Ratio sinnvoll ist“.

Nach Meinung der Teilnehmer muss sich die AfD von dem negativen Dexit-Framing lösen und auf einen positiven Begriff einer gemeinsamen Erneuerung Europas auf freiheitlichen und identitären (kulturellen) Werten hinarbeiten. Dies Werte sollten auf „drei Hügeln“ aufgebaut sein: der Akropolis, Golgatha und das Kapitol.

Die „Renovatio Europae“ kann nur auf Basis einer engen Zusammenarbeit zwischen den rechts-demokratischen Parteien Europas umgesetzt werden.[1]

Die deutschen und europäischen Patrioten müssen erkennen, so Krah, dass ihr Ziel ein freiheitliches, souveränes und starkes Europa im Rahmen einer multipolaren Weltordnung ist.

Alternative Klimapolitik

Am Nachmittag hielt Herr Kofner einen Vortrag mit dem provokanten Titel „Alternative Klimapolitik und CO2-Vermeidung aus rechter Sicht“.

In seiner Einführung differenzierte er zwischen konservativem Umweltschutz, der konkret und heimatverbunden, ist, sowie, ursprünglich, Technik-kritisch war,[2] auf der einen Seite, und dem linken Klimaschutz, der abstrakt, globalistisch und angeblich innovativ ist, auf der anderen Seite.

Darauf folgte eine Unterscheidung zwischen der anthropogenen und der natürlichen Erklärung des Klimawandels. Laut ARD Deutschlandtrend vom Sommer 2021 teilen 83 Prozent der deutschen Bürger die erstere Auffassung und nur 16 Prozent tendenziell die letztere.[3]

Dabei belegen viele glaubwürdige Studien, dass Extremwetterereignisse weltweit in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen sind, bzw. deren wirtschaftliche Kosten relativ zum BIP gesunken sind: von 0,26 Prozent des globalen BIP im Jahr 1990 auf 0,18 Prozent im Jahr 2019.[4] Dabei ist die weltweite Zahl der „Klima-bedingten“ Todesopfer zwischen 1920 und 2020 um 99 Prozent gesunken.[5]

In beiden Szenarien des Klimawandels ist eine Strategie der Anpassung besser, d.h. effektiver und kostengünstiger, ist als läufige CO2-Vermeidungspolitik.

In der Debatte um den Klimawandel werden kaum die potenziellen positiven Effekte mit einkalkuliert, so Kofner. Dabei werden diese v.a. für die nördliche Hemisphäre spürbar werden, z.B. wird die Öffnung der Nördlichen Seeroute aufgrund der Abschmelzung des arktischen Eises das deutsche BIP um 0,3 Prozent anheben.[6] Der CO₂-Düngeeffekt wird die landwirtschaftlichen Erträge erhöhen, und somit auch Deutschlands BIP um 0,1 Prozent.[7]

Kofner übte scharfe Kritik an der deutschen Klimapolitik mit dem Primat auf CO₂-Vermeidung, da diese „nationalistisch“ ist, d.h. ein Großteil der globalen sozio-ökonomischen Kosten wird von der heimischen Bevölkerung getragen; Technik-kritisch, erkennbar am Atomausstieg und dem faktischen Verbot des Verbrennungsmotors; sowie planwirtschaftlich, sichtbar an den vielen Quoten, Subventionen, Taxonomien, Interventionen, Zöllen (CBAM) und zweckentfremdeter Geldpolitik „zum Ziele des Klimaschutzes“.[8]

Daraufhin ging der Ökonom auf das „Grüne Paradoxon“ des früheren ifo-Chefs Hans-Werner Sinn ein. Demnach senkt ein einseitiger Rückgang der europäischen Nachfrage nach Kohlenwasserstoffen, ceteris paribus, nur deren Preis auf dem Weltmarkt. Somit können Länder, welche sich nicht an der westlichen CO2-Vermeidungspolitik beteiligen, sich mehr fossile Energieträger leisten, wodurch der globale CO₂-Ausstoß im Endeffekt nicht gesenkt, sondern potenziell sogar erhöht wird.[9]

Selbst im „Worst-Case-Szenario“ sind die ökonomischen Kosten des Klimawandels überschaubar: laut IPCC-Bericht nur 2,6 Prozent des globalen BIP im Jahr 2100.[10] Metastudien von Klimaökonomen William Nordhaus und Björn Lomborg gehen von 3,6 Prozent des globalen BIP im Jahr 2100 aus.[11] Also, auf jeden Fall ist das kein Weltuntergangsszenario, wie viele grüne Aktivisten behaupten.

Am Ende des Vortrags stellte Herr Kofner vor, wie eine AfD-nahe Klimapolitik aussehen könnte, z.B. als Kompromiss im Rahmen einer künftigen Regierungskoalition oder um mittelfristig von mehr als 16 Prozent der Bürger bei diesem Thema gewählt zu werden: Erstens, sollte das Primat auf Anpassung und die Förderung von Forschung und Entwicklung in neuen Technologien liegen (Innodaption). 2. Zweitens sollte die heimische Energie- und Klimapolitik maximal Technologie-offen sein, was sich, u.a., in einer Weiterführung der deutschen Kernkraft und in der Forschung an synthetischen Brennstoffen ausdrücken würde. Und wenn man schon CO₂-Emissionen verringern müsse, dann nur: 3. Global, d.h. über eine gerechte internationale Aufteilung der wirtschaftlichen Kosten, da dies vor allem auch effizienter wäre – die Vermeidungskosten einer Tonne CO₂ sind in China 16-mal geringer als in Deutschland. 4.  Marktwirtschaftlich, z.B. im Rahmen eines weltweiten Emissionshandelssystems oder mithilfe eines internationalen Klimafonds nach Vorschlag des Ökonomen Ulrich van Suntum.[12]

Quellen:

[1] Engels D. et al. (2019). Renovatio Europae. Manuscriptum. URL: https://antaios.de/buecher-anderer-verlage/manuscriptum/82728/renovatio-europae

[2] Gauland A. (2019). Nation, Populismus, Nachhaltigkeit. Antaios. URL: https://antaios.de/gesamtverzeichnis-antaios/reihe-kaplaken/87215/nation-populismus-nachhaltigkeit

[3] Tagesschau (2021). Mehrheit sieht Handlungsbedarf beim Klimaschutz. URL: https://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend/deutschlandtrend-2699.html

[4] Pielke R. (2019). Tracking progress on the economic costs of disasters under the indicators of the sustainable development goals. Environmental Hazards. URL: https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/17477891.2018.1540343?casa_token=iAX4L3HIbCYAAAAA%3ARfgc4uVGaDWvBZNV0QS1sD7Ogis2K8BHIl3FCOAAS10AVWVmNLzz8-2LdIp9GSwW2afiQGjIvpQKNQ

[5] Formetta G., Feyen L. (2019). Empirical evidence of declining global vulnerability to climate-related hazards. Global Environmental Change. URL: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0959378019300378#!

[6] CPB (2015). Schmelzende Eiskappen und die wirtschaftlichen Auswirkungen der Öffnung der Nordseeroute. URL: https://www.cpb.nl/sites/default/files/publicaties/download/cpb-discussion-paper-307-melting-ice-caps-and-economic-impact-opening-northern-sea-route.pdf

[7] Auerbachr J. et al. (2010). Assessing the impact of climate change on agriculture in Germany – a Ricardian analysis. Universität Hohenheim. URL: https://ideas.repec.org/p/ags/iatr10/91257.html

[8] Kofner Y. (2022). Economic policy of Germany’s new coalition government: economic and welfare effects. MIWI Institute. URL: https://miwi-institut.de/archives/1617

[9] Sinn H.W. (2020). Das grüne Paradoxon: Plädoyer für eine illusionsfreie Klimapolitik. München.

[10] IPCC (2018). Global Warming of 1.5°C. An IPCC Special Report on the impacts of global warming of 1.5°C above pre-industrial levels and related global greenhouse gas emission pathways, in the context of strengthening the global response to the threat of climate change, sustainable development, and efforts to eradicate poverty. World Meteorological Organization. URL: https://www.ipcc.ch/sr15/

[11] Lomborg B. (2021) based on: Nordhaus W., Moffat A. (2017). A Survey of Global Impacts of Climate Change: Replication, Survey Methods, and a Statistical Analysis. NBER. URL: https://econpapers.repec.org/paper/nbrnberwo/23646.htm

[12] Van Suntum U. (2021). Global climate fund for a more efficient CO2 reduction. MIWI Institute. URL: https://miwi-institut.de/archives/1325

Haftungsausschluss

Die in dieser Veröffentlichung geäußerten Ansichten sind ausschließlich die des Autors und geben nicht die Position irgendwelcher zugehöriger oder erwähnter Personen oder Organisationen wieder.

Beitrag teilen