Deutschlands Chemieindustrie: Von grüner Deindustrialisierung zu blauem Wachstum

_ Jurij Kofner, Ökonom, MIWI Institut. München, 25. Juni 2023.

Ob Bayer, Höchst oder BASF, die größten und bekanntesten Chemiekonzerne Deutschlands wurden im Wilhelminischen Reich gegründet – einer Zeit, in der die Abgabenquote 8 Prozent betrug, die gesetzlichen Rahmenbedingungen sehr liberal und die Bildung weltweit führend war.[1] Knapp über einhundert Jahre später jedoch führt die je staatlich verordnete „grüne Transformation“ zu einer beschleunigten Deindustrialisierung und Abwanderung der deutschen Chemie- und Pharmaunternehmen, vor allem nach China und in die USA. Nur die Rückkehr zu einer freiheitlichen Wirtschaftspolitik kann diesen Prozess stoppen und umkehren.

Bedeutung der Chemieindustrie für die deutsche Wirtschaft

Die Chemiebranche ist für die Zukunft der deutschen Wirtschaft als innovative Industrienation von grundlegender Bedeutung.

Die chemisch-pharmazeutische Industrie ist der drittgrößte Industriezweig nach dem Fahrzeug- und Maschinenbau. Mit einer direkten Bruttowertschöpfung von 33 Mrd. Euro und einer Gesamtbruttowertschöpfung von 70 Mrd. Euro macht sie 3,6 Prozent des Verarbeitenden Gewerbes und 2,3 Prozent der nationalen Bruttowertschöpfung aus.[2]

Das mag als nicht viel erscheinen, aber man muss bedenken, dass chemische Produkte die stoffliche Grundlage für jede moderne Wirtschaft sind. Zwei Drittel der in Deutschland produzierten Chemikalien werden von der heimischen Industrie weiterverarbeitet. Der Wertschöpfungsmultiplikator der Chemieindustrie beträgt 2,08, was bedeutet, dass jeder in der Branche erwirtschaftete Euro 1,08 Euro an indirekter und induzierter Wertschöpfung erzeugt.

Der heimische Chemie- und Pharmasektor ist ein wichtiger und attraktive Arbeitsgeber: Sie beschäftigt direkt knapp eine halbe Millionen Personen[3] und schafft insgesamt Arbeitsplätze für 1,7 Mio. Bürger. Somit hat sie einen Beschäftigungsmultiplikator von 3,6. Unter 30-jährige Facharbeiter verdienen in diesem Sektor im Median monatlich über 4.000 Euro brutto,[4] Experten und mittlere Führungskräfte verdienen zwischen 7.200 und 10.400 Euro brutto.[5]

Der Sektor ist mittelständig geprägt, denn bei 92 Prozent der deutschen Chemieunternehmen handelt es sich um kleine und mittlere Unternehmen mit weniger als 500 Beschäftigten.

Mit Ausgaben für Forschung und Entwicklung in Höhe von über 12,5 Mrd. Euro belegt die chemisch-pharmazeutische Industrie Platz drei nach Fahrzeugbau und Elektroindustrie.[6] Im Jahr 2021 betrug die Innovationsintensität der deutsche Chemieindustrie nach Erhebung des ZEW rund 4,5 Prozent.[7]

Grüne Transformation bedeutet Deindustrialisierung

Seit 2012 waren die jährlichen Inlandsinvestitionen der deutschen Chemie- und Pharmaunternehmen im Durchschnitt um 14 Prozent niedriger als ins Ausland.[8] Dadurch wandert sukzessive Wertschöpfung in andere Länder ab, während in Deutschland bestenfalls mit den vorhandenen Anlagen weiterproduziert wird. Die Chemieindustrie investiert bereits seit vielen Jahren unterhalb der Abschreibungen und reduziert ihren Kapitalstock hierzulande. Dieser ist seit dem Amtsantritt von Angela Merkel (CDU) um über 10 Prozent gesunken.

Seit Ende 2021 ist der Produktionsindex der Chemiebranche um 20 Prozent eingebrochen.[9] Das ifo-Geschäftsklima der chemischen Industrie ist von knapp 40 Punkten Anfang 2021 auf -26 Punkte im Januar 2023 gefallen.[10]

Schuld an der der eskalierenden Abwanderung der deutschen Chemiebranche haben beinahe ausschließlich staatliche Maßnahmen, welche die Bundesregierung im Ziel der sogenannten „grünen Transformation“ umsetzt bzw. hervorruft: die Energiewende, ausufernde Bürokratie und Steuerlast, der Fachkräftemangel, sowie die Klima- und Sanktionspolitik. Eine Studie des BAVC schätzt, dass durch die grüne Transformation bis 2030 mindestens 60.000 Arbeitsplätze in der heimischen Chemiebranche verloren gehen werden.[11]

Strom

Aufgrund der Energiewende ist in Deutschland im vergangenen Jahrzehnt der Strompreis für Großindustriekunden um knapp die Hälfte angestiegen, von 8,3 Cent pro kWh im Jahr 2010 auf 12,5 Cent pro kWh in 2021, also noch vor dem Ukrainekrieg.[12] Insgesamt hat Deutschland bereits seit einigen Jahren die höchsten Strompreise für Unternehmenskunden weltweit. In den USA sind diese fünfmal niedriger, in China 8,5-mal.[13]

Abgesehen von dem bereits hervorruften Kostennachteil würde die grüne Transformation auch zu einem illusorischen Anstieg der Stromnachfrage führen: Im Jahr 2021 verbrauchte die Chemie- und Pharmabranche 53 TWh, das sind rund 10,6 Prozent des deutschen Stromverbrauchs.[14] Nach Studien des VCI würde das Erreichen der „Klimaneutralität“ die Chemie- und Pharmabranche zwingen, ihren Stromverbrauch ab Mitte der 2030er Jahre bis 2050 um das Zwölffache auf 628 TWh zu erhöhen. Das wären 10 Prozent mehr als der gesamte derzeitige Stromverbrauch Deutschlands…[15]

Erdgas und Wasserstoff

Zwischen 2018 und April 2021 war der Großhandelspreis für Erdgas in Europa (16 Euro pro MWh) im Durchschnitt doppelt so hoch wie in den Vereinigten Staaten (8 Euro pro MWh), aber nur halb so hoch wie in Japan (29 Euro pro MWh). Nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine wurde der Großhandelspreis für Erdgas in Europa (119 Euro pro MWh) jedoch durchschnittlich sechsmal höher als in den USA (19 Euro pro MWh) und zweimal höher als in Japan (61 Euro pro MWh).[16]

Im Rahmen der „grünen Transformation“ wird die chemische Industrie dazu gedrängt, von Erdgas auf „grünen“ Wasserstoff umzusteigen, d.h. auf Wasserstoff, der mit erneuerbaren Energien hergestellt wird. Dieser Plan ist jedoch mit großen Mängeln behaftet. Derzeit sind die heimischen H2-Produktionskapazitäten völlig unzureichend. Im Jahr 2020 produzierte Deutschland 60 TWh Wasserstoff, davon waren aber nur 3 TWh (5 Prozent) „grün“.[17] Bis 2050 wird der „grüne“ Wasserstoffbedarf der chemischen Industrie schätzungsweise, ja nach Szenario, zwischen 80 und 283 TWh betragen.[18] Auch ist H2 sehr teuer: 2019 kostete grüner Wasserstoff zwischen 165 Euro und bis zu 500 Euro pro MWh und grauer Wasserstoff 45 Euro pro MWh. Die zusätzlichen Transportkosten für importiertes H2 liegen derzeit bei 20 Euro pro MWh. Bis 2050 wird der Preis für grünen H2 voraussichtlich sinken, aber immer noch bei 90 Euro pro MWh liegen.[19] Zum Vergleich: Der Erdgaspreis in Europa wird im Jahr 2024 voraussichtlich 54 Euro pro MWh betragen.

CO2-Bepreisung

Die CO2-Bepreisung in der EU erhöht die Produktionskosten für die deutsche chemische Industrie weiter erheblich. Zwischen 2013 und Mai 2023 hat sich der durchschnittliche Zertifikatspreis im EU-Emissionshandelssystem von 4,6 Euro pro Tonne CO2 auf fast 90 Euro pro Tonne CO2 verzwanzigfacht.[20] Währenddessen haben weder die Vereinigten Staaten noch China eine Kohlenstoffbepreisung im Industriesektor.

Die heimische Chemieindustrie wird durch den für 2026 geplanten EU-Kohlenstoffgrenzausgleichsmechanismus (CBAM) auf verschiedene Weise immens belastet werden. Es wird geschätzt, dass dieser Kohlenstoffzoll die Importkosten für Ammoniak, Salpetersäure und (Stickstoff-)Düngemittel um fast 2 Prozent erhöhen wird.[21] Insgesamt wird der CBAM zu einem realen Einkommensverlust der deutschen Wirtschaft von 1 Prozent führen.[22] Da die CBAM die Exporte nicht subventioniert, wird die heimische chemische Industrie auch preislich weniger wettbewerbsfähig auf den ausländischen Märkten sein. So wird beispielsweise der Exportpreis für deutsches Ammoniak um 45 Prozent steigen.[23] Nicht zuletzt befürchten Ökonomen, dass die Einführung der CBAM zu Vergeltungsmaßnahmen der betroffenen ausländischen Handelspartner führen wird.[24] So hat z.B. die BASF aufgrund der extrem gestiegenen Gaspreise, aber auch in Kenntnis des geplanten CBAM, seine Ammoniak-Produktionsstätten in Wilhelmshaven geschlossen und angekündigt, verstärkt in Produktionsanlagen in China zu investieren. [25]

Lieferkettengesetz

Das nationale Lieferkettengesetz (LkSG) ist ein weiteres Bürokratiemonster, das der chemischen Industrie aufgebürdet wird. Laut einer repräsentativen Umfrage ist fast ein Viertel (23,8 Prozent) der Chemiebranche direkt von dem neuen Gesetz betroffen. De facto werden aber alle Unternehmen betroffen sein, insbesondere die KMU. 83 Prozent der befragten Unternehmen argumentieren, dass das Lieferkettengesetz bürokratische Mehrbelastung ist und ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit verschlechtern wird.[26]

Nach Angaben des VCI wird der bürokratische Mehraufwand jedes KMU rund 30.000 Euro pro Jahr und jedes Großunternehmen rund 260.000 Euro pro Jahr kosten. Anhand der Strukturerhebungen von Destatis kann geschätzt werden, dass das LkSG die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie jährlich zwischen 0,1 und 0,2 Mrd. Euro kosten wird. Schlimmer noch, es wird erwartet, dass ein Teil der Unternehmen komplett aus den betroffenen Ländern abwandern wird – nur um den chinesischen und amerikansischen Konkurenten den freigewordenen Marktanteil zu überlassen.

Verbot von Fluorpolymeren

Doch das Schlimmste steht bedauerlicherweise noch bevor. Im Rahmen der REACH-Novelle wird die EU de facto die Herstellung und Verwendung von Fluorpolymeren, Fluorgasen und PFAS (per- und polyfluorierte Chemikalien) verbieten. Dies würde nicht nur das Ende der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie bedeuten, sondern des gesamten Verarbeitenden Gewerbes, und, in der Tat, unserer modernen Wirtschaft, wie wir sie kennen. Denn über 95 Prozent aller industrieller Produkte benötigen Vorprodukte aus der chemischen Industrie. Insbesondere Fluorpolymere sind aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften unabdingbar für fast alle Hochtechnologien, zum Beispiel: für Halbleiter in der Mikroelektronik, für Anoden und Kathoden in Brennstoffzellen und Autobatterien, für Solarpaneele, Rotorblätter und Wärmepumpen, für die hitzewiderständige Isolierung in der Luft- und Raumfahrt, für 5G-Antennen, für technische Schutzkleidung und so weiter und so fort…

In den meisten Anwendungen gibt es keine kosteneffizienten oder gar technischen Substitute für die Verwendung von Fluorpolymeren, mit nur wenigen Ausnahmen, z.B. Propan anstelle von F-Gasen in Wärmepumpen.

Es ist untragbar, dass die REACH-Novellierung den traditionellen und international etablierten wissenschaftlich-risikobasierten Bewertungsansatz von chemischen Stoffen zugunsten einer kruden Gefahrenbewertung aufgibt, nach der nur noch der Stoffeigenschaft ohne Bewertung des tatsächlichen Expositionsrisikos ausschlaggebend ist.

Noch schlimmer ist die Tatsache, dass alle Fluorpolymere in dieselbe Bewertungsgruppe geworfen werden, obwohl sie je nach konkreter Verbindung völlig unterschiedliche Eigenschaften haben.

Mehr noch, die meisten Fluorpolymere sind absolut ungefährlich für Mensch und Natur. Sie sind aufgrund ihrer Persistenz reguliert. Außerdem können Fluorpolymere effektiv recycelt oder durch thermische Behandlung vernichtet werden.

Alternatives Befreiungsprogramm für die chemische Industrie

Um die deutsche Chemieindustrie zu retten und den deutschen Produktionsstandort wieder attraktiv für Investitionen zu machen, ist ein grundsätzlich alternatives und umfassendes Entlastungspaket notwendig. Dieses sollte die oben genannten staatlich verursachten Probleme an der Wurzel anpacken und folgenden Maßnahmen umfassen:

Strom

Um trotz der „grünen Transformation“ wieder wettbewerbsfähig zu werden, fordert die Chemieindustrie vom Staat einen sogenannten „Transformations-“ oder „Brücken“-Strompreis von 60  pro KWh. Allerdings handelt es sich bei diesem staatlichen Eingriff in den Strommarkt um eine kostspielige, wettbewerbsverzehrende und insgesamt schädliche Subvention.[27]

Ein wesentlich marktwirtschaftlicherer Ansatz wäre der Ausbau des grundlastfähigen und regulierbaren Energieangebots sowie die Senkung der Steuern und Abgaben auf Energieträger. Eine Senkung der Stromsteuer um 90 Prozent, der Austritt aus dem EU-Emissionshandel und die theoretische Wiederinbetriebnahme der sechs letzten deutschen Kernkraftwerke würden den Strompreis für alle heimischen Unternehmen und nicht nur die Großindustrie auf 88 Euro pro MWh senken. Allein diese drei Maßnahmen würden den Strompreis für die Produktion wieder so wettbewerbsfähig wie in China machen.

Erdgas und Wasserstoff

Erdgas als Energie- und Stoffquelle für die chemische Industrie muss wieder erschwinglich und reichlich verfügbar gemacht werden. Eine Umstellung auf Wasserstoff muss völlig freiwillig bleiben und ausschließlich auf wirtschaftlichen und technischen Überlegungen der einzelnen Chemieunternehmen basieren.

Eventuelle Sanktionen gegen den Import russischer Vorprodukte für die heimische Chemieindustrie müssen aufgehoben werden. Eine Reparatur und Inbetriebnahme von Nord Stream 2 würde der deutschen Wirtschaft bis zu 225 TWh Erdgas zu einem Preis zwischen 27 und 36 Euro pro MWh liefern.[28] Darüber hinaus, muss die Energiesteuer auf Erdgas für Unternehmen vom derzeit „ermäßigten“ Satz von 1,38 Euro pro MWh auf den EU-Mindestsatz von 0,54 Euro pro MWh gesenkt werden.[29]

Um potenziell wirtschaftlich sinnvoll zu werden, muss die Produktion und Nutzung von Wasserstoff auf einem technologieoffenen Ansatz basieren, der „grauen“ und „roten“ Wasserstoff erlaubt, d.h. durch Dampfreformierung von Kohlenwasserstoffen (50 Euro pro MWh) und mithilfe von Kernkraft (65 Euro pro MWh).[30]

CO2-Bepreisung

Die CO2-Bepreisung der chemischen Industrie muss umgehend aufgehoben werden, was den Ausstieg aus dem europäischen Emissionshandelssystem, die Abschaffung der nationalen CO2-Abgabe sowie die Abschaffung des CO2-Grenzausgleichsmechanismus beinhaltet.

Zum einen, sind chemische Produkte für die Kohlenstoffreduzierung von großer Bedeutung. Jede Tonne CO2, die bei der Herstellung von chemischen Produkten emittiert wird, spart drei Tonnen an anderer Stelle ein.[31]

Zweitens führt die nationale und europäische CO2-Bepreisung nur zur Verlagerung der deutschen Chemieproduktion nach China und in die Vereinigten Staaten (euphemistisch auch „Carbon Leakage“ genannt), die trotz „grüner“ Rhetorik für die Öffentlichkeit nicht einmal daran denken, ihre eigenen Industrien mit einer CO2-Bepreisung zu belasten. Im Gegensatz zu den offiziellen Beteuerungen der Europäischen Kommission und finanziell abhängiger Forschungsinstitute, wird die CBAM diesen Prozess nicht bremsen, sondern beschleunigen.

Wenn die Reduzierung von CO2-Emissionen auch in naher Zukunft ein politisches Ziel bleibt, wären wesentlich kosteneffektivere Minderungsmaßnahmen die Schaffung eines internationalen Klimafonds,[32] finanzielle Unterstützung für natürliche Abscheidung und Speicherung (CCS), also z.B. Wiederaufforstung, sowie künstliche Kohlenstoffabscheidung und -nutzung (CCU). Letzteres wäre mit 52 bis 160 Euro pro Tonne CO2 allerdings immer noch sehr kostspielig.[33] Eine aktuelle Metastudie der OECD zeigt, dass die Wiederaufforstung mit Kosten zwischen 4 und 23 Euro pro Tonne CO2 eine der kostengünstigsten Möglichkeiten zur CO2-Minderung ist.[34]

Fachkräftesicherung

Der Fachkräftemangel, der das produzierende Gewerbe stark beeinträchtigt, wurde nur am Rande erwähnt. Gegenmaßnahmen sollten vor allem eine Bildungsoffensive beinhalten sowie ein Rückwanderungsprogramm für ausgewanderte Deutsche, die zu drei Vierteln hochqualifizierte Fachkräfte im besten Erwerbsalter sind. Ein detailliertes Alternativkonzept zur Fachkräftesicherung ist in einer kommenden Studie des Autors skizziert.[35]

Bürokratie und Steuern

Der bürokratische Aufwand für die Chemieindustrie muss drastisch reduziert werden, unter anderem durch die Abschaffung des Lieferkettengesetzes, des Hinweisgeberschutzgesetzes, der Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) und durch die Entschärfung des Nachweisgesetzes. Natürlich muss das faktische Verbot von Fluorpolymeren durch die REACH-Neufassung unbedingt verhindert werden. Vielmehr sollten Anreize für eine Kreislaufwirtschaft gefördert werden.

Die Grundsteuer muss abgeschafft und der Unternehmenssteuersatz (kombinierte Körperschafts- und Gewerbesteuer) auf 15 Prozent gesenkt werden.[36] Der Grundfreibetrag für die Einkommensteuer muss von 10.908 auf 24.000 Euro jährlich erhöht werden.

Das skizzierte Befreiungsprogramm würde eine erhebliche finanzielle Entlastung der heimischen Chemieindustrie mit sich bringen. So würde beispielsweise die oben genannte Senkung der Strom- und Gaspreise für Industriekunden sowie die Senkung des kombinierten Unternehmersteuersatzes die Chemie- und Pharmaindustrie um ca. 9,6 Milliarden Euro jährlich entlasten. Dies entspräche einer durchschnittlichen Entlastung von 2,2 Mio. Euro für jedes Chemie- und Pharmaunternehmen in Deutschland.

Quellen

[1] Plumpe W. (2021). Ein wilhelminisches Wirtschaftswunder? Goethe-Universität Frankfurt. URL: https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2021/heft/4/beitrag/ein-wilhelminisches-wirtschaftswunder.html

[2] Büchel J. et al. (2022). Branchenportrait der Chemischen Industrie in Deutschland. IW Köln. URL: https://www.iwkoeln.de/studien/jan-buechel-helen-hickmann-juergen-matthes-adriana-neligan-thilo-schaefer-dirk-werner-branchenportrait-der-chemischen-industrie-in-deutschland.html

[3] Statista (2023). Chemieindustrie. URL: https://de.statista.com/statistik/kategorien/kategorie/7/themen/59/branche/chemieindustrie/#overview

[4] Hickmann H., Schüler R.M. (2021). Die 20 lukrativsten Berufe für junge Fachkräfte. IW Köln. URL: https://www.iwkoeln.de/studien/helen-hickmann-ruth-maria-schueler-die-20-lukrativsten-berufe-fuer-junge-fachkraefte.html

[5] VDI (2020). Chemieindustrie zahlt am meisten. URL: https://www.vdi-nachrichten.com/karriere/arbeitsmarkt/chemieindustrie-zahlt-am/

[6] VCI. (2022). Aufwendungen für Forschung und Entwicklung der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Deutschland 1999 bis 2020. Statista. URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/203430/umfrage/aufwendungen-fuer-forschung-und-entwicklung-in-der-chemisch-pharmazeutischen-industrie-in-deutschland/

[7] ZEW (2023). Innovationsintensität der deutschen Chemieindustrie in den Jahren von 2008 bis 2021. Statista. URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/164942/umfrage/innovationsintensitaet-der-chemieindustrie-in-deutschland/

[8] VCI (2021). Investitionen der deutschen chemisch-pharmazeutischen Industrie im In- und Ausland in den Jahren 1992 bis 2021. Statista. URL: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/954459/umfrage/investitionen-der-deutschen-chemisch-pharmazeutischen-industrie-nach-zielregion/

[9] Destatis (2023). Bedeutung der energieintensiven Industriezweige in Deutschland. URL: https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Industrie-Verarbeitendes-Gewerbe/produktionsindex-energieintensive-branchen.html

[10] Wolf A. (2023). Geschäftsklima in der Chemie hat sich wieder eingetrübt. ifo Institut. URL:

https://www.ifo.de/pressemitteilung/2023-02-06/geschaeftsklima-der-chemie-hat-sich-wieder-eingetruebt

[11] BAVC (2023). Chemie-Arbeitswelten 2030. URL: https://www.bavc.de/downloads/News/Chemie-Arbeitswelten_2030_finale_Studie.pdf

[12] BDEW (2023). BDEW-Strompreisanalyse April 2023. URL: https://www.bdew.de/media/documents/230420_BDEW-Strompreisanalyse_April_2023_20.04.2023.pdf

[13] Global Petrol Prices (2023). Electricity prices for business, September 2022 (kWh, Euro). URL: https://www.globalpetrolprices.com/electricity_prices/

[14] VCI (2023a). Energiestatistik. Juni 2023. URL: https://www.vci.de/ergaenzende-downloads/energiestatistik-2023-6.pdf

[15] VCI (2019). Roadmap Chemie 2050. URL: https://www.vci.de/vci/downloads-vci/publikation/2019-10-09-studie-roadmap-chemie-2050-treibhausgasneutralitaet.pdf

[16] World Bank (2023). Commodity Markets Outlook. April 2023. URL: https://openknowledge.worldbank.org/server/api/core/bitstreams/6864d537-d407-4cab-8ef1-868dbf7e07e2/content v

[17] Kruse M. Jan Wedemeier J. (2021). Potenzial grüner Wasserstoff: langer Weg der Entwicklung, kurze Zeit bis zur Umsetzung. HWWI. URL: https://shorturl.at/itvFX

[18] Blaumeiser D., Arzt J. (2023). Wasserstoff in der chemischen Industrie. DECHEMA, acatech. https://www.wasserstoff-kompass.de/fileadmin/user_upload/img/news-und-media/dokumente/Chemische_Industrie.pdf

[19] Bayerische Staatsregierung (2023). Antwort auf die Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Gerd Mannes (AfD). Wasserstoff in Bayern III. URL: https://www1.bayern.landtag.de/www/ElanTextAblage_WP18/Drucksachen/Schriftliche%20Anfragen/18_0025168.pdf

[20] IBIS World. (2022). Average closing spot prices of European Emission Allowances (EUA) from 2010 to 2022. Statista. URL: https://www.statista.com/statistics/1329581/spot-prices-european-union-emission-trading-system-allowances/

[21] Wolf A. (2022). Auswirkungen eines CO²-Grenzausgleichs auf nachgelagerte Industrien. CEP. URL: https://www.wirtschaftsdienst.eu/inhalt/jahr/2022/heft/9/beitrag/auswirkungen-eines-co2-grenzausgleichs-auf-nachgelagerte-industrien.html

[22] Sogalla R. (2023). Neuer europäischer Mechanismus für CO2-Grenzausgleich. DIW. URL: https://www.diw.de/de/diw_01.c.873736.de/publikationen/wochenberichte/2023_22_1/neuer_europaeischer_mechanismus_fuer_co2-grenzausgleich.html

[23] Graichen V. et al. (2022). CO₂-Grenzausgleich in der EU (CBAM): Bedeutung von Außenhandel und CO₂-Kosten. Umweltbundesamt. URL: https://www.umweltbundesamt.de/en/publikationen/co2-grenzausgleich-in-der-eu-cbam-bedeutung-von

[24] VCI (2023b). Stellungnahme zur Anhörung zur Zukunft der Chemieindustrie und nachgelagerter Wertschöpfungsketten in Bayern. Bayerischer Landtag.

[25] Zinke O. (2023). BASF legt Ammoniak-Produktion still und baut 2600 Stellen ab. Agrar Heute. URL: https://www.agrarheute.com/management/agribusiness/basf-legt-ammoniak-produktion-still-baut-2600-stellen-ab-603952

[26] Camelot Management Consultants (2021). CHEMonitor 02/2021.

[27] Kofner Y. (2023). Why the industrial electricity price is a bad idea. MIWI Institute. URL: https://miwi-institut.de/archives/2802

[28] Kofner Y. (2023). Tax cuts and expansion of the energy supply: Solution concept of the AfD for the German energy crisis. MIWI Institute. URL: https://miwi-institut.de/archives/2370

[29] European Commission (2023). Excise Duty on Energy. URL: https://taxation-customs.ec.europa.eu/taxation-1/excise-duties/excise-duty-energy_en

[30] Kofner Y. (2023). Shaping the ramp-up of the Bavarian hydrogen economy in an economical and technology-open way. MIWI Institute. URL: https://miwi-institut.de/archives/2741

[31] VCI (2023b)

[32] Van Suntum U. (2021). Global climate fund for a more efficient CO2 reduction. URL: https://miwi-institut.de/archives/1325

[33] Seidel F. (2021). CCUS-Technologien: Ein wichtiger Baustein für den Klimaschutz? KfW Research. URL: https://bit.ly/3upAGt6

[34] Grafton Q. (2021). A Global Analysis of the Cost-Efficiency of Forest Carbon Sequestration. OECD. URL: https://one.oecd.org/document/ENV/WKP(2021)17/En/pdf

[35] Kofner J. (2023, bevorstehend). Einwanderung als Lösung für den deutschen  Fachkräftemangel? Freilich Magazin.

[36] Kofner Y. (2022). Corporate taxation, market country principle and global minimum tax: an ordoliberal assessment. MIWI Institute. URL: https://miwi-institut.de/archives/2258

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