Kommt es zu einer „R+“-Evolution der BRICS-Währungen?
_ Dr. Rainer Rothfuss, stellvertretender europapolitischer Sprecher der AfD-Fraktion im Deutschen Bundestag; J.C. Kofner, MIWI – Institut für Marktintegration und Wirtschaftspolitik. München – Moskau, 5. August 2024.
Kurzfassung
Aktuelle Berichte vom Juni 2024 deuten darauf hin, dass Saudi-Arabien, welches gemeinsam mit vier anderen aufstrebenden Volkswirtschaften kürzlich dem BRICS-Bündnis beigetreten ist, ein angeblich 50 Jahre altes Abkommen mit den USA hat auslaufen lassen, das den exklusiven Verkauf seines Rohöls in US-Dollar vorschrieb. Diese Entwicklung hat Spekulationen über die bevorstehende Einführung einer BRICS-Währung neu entfacht.
Bedeutet dies das mögliche Ende der Ära der globalen Vorherrschaft der USA, die durch den Petrodollar gestützt wird? Könnte dies den Beginn einer neuen, multipolaren Finanzweltordnung einläuten?
Die BRICS-Staaten werden sicherlich keine Währungsunion anstreben, da sie die Lehren aus der Eurozone gezogen haben. Ihre wirtschaftliche Vielfalt und das Festhalten an der nationalen Souveränität in der Geldpolitik machen ein solches Unterfangen unwahrscheinlich. Bestenfalls könnte mittelfristig eine gemeinsame BRICS-Währung als paralleles Zahlungsmittel eingeführt werden, die neben den nationalen Währungen als gesetzliches Zahlungsmittel koexistiert, um Zahlungsbilanzabrechnungen zu erleichtern und Anleihenemissionen zu unterstützen. Diese Parallelwährung könnte an einen Korb von Mitgliedswährungen, Gold oder Rohstoffe gebunden werden und möglicherweise als digitaler Stablecoin ausgegeben werden.
Wahrscheinlicher ist jedoch, dass zunächst eine gemeinsame Rechnungseinheit eingeführt wird, um den Dollar in dieser Funktion zu ersetzen. Realistischer und bedeutender ist, dass die BRICS-Staaten ihren schrittweisen De-Dollarisierungsprozess fortsetzen und eine effektive gemeinsame Finanzarchitektur aufbauen werden, insbesondere durch die Revitalisierung und Überarbeitung der Neuen Entwicklungsbank und des Fonds für bedingte Rücklagenvereinbarungen.
Abgesehen von den erheblichen technischen Herausforderungen ist sicher, dass Washington nicht tatenlos zusehen wird, wie der Globale Süden bestrebt ist, eine weniger dollardominierte multipolare Weltordnung zu schaffen. Viele sind gescheitert, als sie versuchten, die finanzielle Vorherrschaft der USA herauszufordern; Saddam Hussein plante, irakisches Öl in Euro statt in Dollar zu verkaufen; Muammar al-Gaddafi setzte sich für einen goldgedeckten panafrikanischen Dinar ein. Andererseits verhinderte Javier Milei im Dezember letzten Jahres Argentiniens Beitritt zu BRICS+ und plant, den Peso durch den Dollar zu ersetzen. Ob die Saudis die globale Dollar-Dominanz weiter herausfordern, indem sie ihre Eurobonds abstoßen, oder stattdessen einem neuen epochalen Verteidigungsabkommen mit den USA zustimmen – das dem Petrodollar neues Leben einhauchen könnte – bleibt abzuwarten. Eines ist jedoch sicher: Das US-„Imperium“ schlägt immer zurück, zumindest so lange es kann.
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Die gesamte Analyse gibt es auf Deutsch in der Printausgabe #29 „Aufstrebende Mächte“ des FREILICH Magazins und auf Englisch auf der Seite des Russischen Rates für internationale Angelegenheiten (RIAC).
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