Die Fünf Eckpfeiler der Deutschen Wirtschaft
_ J.C. Kofner, Ökonom, MIWI Institut, Sprecher, Landesfachausschuss „Finanzen und Steuern“ AfD Bayern. Konspekt des Vortrags im AfD Kreisverband Kaufbeuren – Ostallgäu. Marktoberdorf, 11. September 2024.
Einführung
Die Bundesrepublik Deutschland (BRD) entwickelte sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu einer der weltweit führenden Industrienationen. Dieser Erfolg beruhte auf mehreren entscheidenden Faktoren, die das Wirtschaftswachstum und den Wohlstand der breiten Bevölkerung sicherten. Doch seit 2018, unter der GroKo (Union/SPD) und Ampel-Bundesregierungen, zeichnen sich dramatische Veränderungen ab. Deutschland erlebt eine historisch beispiellose Deindustrialisierung.
- Die Säulen des deutschen Wirtschaftsmodells (1945 bis 2018)
Der Erfolg des deutschen Wirtschaftsmodells beruhte auf fünf zentralen Säulen:
- Industrieproduktion von technologisch komplexen Maschinen
Deutsche Maschinen sind weltweit für ihre hohe Qualität bekannt, aber die Produktion erfordert erhebliche Investitionen in Anlagen und Patente. - Günstige Energie
Günstige Energie war über viele Jahrzehnte ein Schlüssel für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie. - Stabile und günstige Währung
Die Deutsche Mark spielte eine entscheidende Rolle für ein funktionierendes Wirtschaftsrechnungssystem und wettbewerbsfähige Exportpreise. - Gut ausgebildete Fachkräfte
Deutschlands wirtschaftlicher Erfolg als ressourcenarmes Land gründete auf einer großen Anzahl gut ausgebildeter Arbeitskräfte, insbesondere nach dem Krieg. - Freiheitliches Wirtschaftsmodell: Soziale Marktwirtschaft
Die soziale Marktwirtschaft, in der Markt und staatliche Sozialpolitik im Gleichgewicht stehen, schuf einen breiten Wohlstand.
- Industrieproduktion und Anlagevermögen
- Nachkriegszeit (1948):
Trotz Kriegszerstörungen konnte Westdeutschland 1948 ein Anlagevermögen vorweisen, das 13 % höher war als 1936. In Ostdeutschland hingegen sank das Anlagevermögen nach der sowjetischen Demontage um 30 % gegenüber 1936. - Aktuelle Entwicklung (2018–2024):
Seit 2018 ist der Realindex der Industrieproduktion um über ein Viertel niedriger, als er hätte sein können, wenn der positive Trend von 2008 bis 2018 fortgesetzt worden wäre. Monatliche Unternehmensinsolvenzen stiegen von 1.000 (August 2021) auf 1.800 (August 2024).
- Nettokapitalabfluss (2019–2024):
Seit 2019 betrug der Nettoabfluss der Direktinvestitionen aus Deutschland über 400 Milliarden Euro, davon gingen 94 Milliarden Euro in die USA, was fast einem Viertel des Abflusses entspricht. - Industrieunternehmen verlassen Deutschland:
Laut einer Umfrage des DIHK (August 2024) plant jedes vierte Industrieunternehmen (37 %) die Abwanderung, sowie 45 Prozent der energieintensiven Industrie und über die Hälfte der Großkonzerne (51 Prozent). Gründe sind hohe Energiekosten, Steuern, Bürokratiemonster und fehlende Fachkräfte. - Arbeitsplätze betroffen:
Seit Anfang 2022 sind in Bayern allein 31.181 Arbeitsplätze im Verarbeitenden Gewerbe durch Deindustrialisierung gefährdet.
- Günstige Energie als Basis für den industrielle Wettbewerbsfähigkeit
- Historische Entwicklung:
Bis in die 1970er Jahre konnte die deutsche Industrie dank günstiger heimischer Kohle und Rohöleinfuhren wachsen. Nach der Ölkrise der 1970er Jahre war günstiges russisches Erdgas das Fundament der deutschen Industrie. Die Röhren-Gas-Verträge von 1970 ermöglichten einen stabilen und günstigen Energiefluss, der bis 2022 hielt. Interessanter Fakt: 1974, zur Höge der Ölkrisem, kostete ein Liter Benzin 90 Pfennig – 1,47 Euro in heutiger Kaufkraft. - Aktuelle Energiekrise:
Der Erdgaspreis stieg während der Krise 2022 auf bis zu 216 Euro/MWh , während er vor der Krise bei etwa 16–18 Euro/MWh lag. Im August 2024 war mit 35–40 Euro/MWh noch immer doppelt so hoch. - Vergleich zu russischem Pipelinegas und US-LNG:
Laut OMV war Pipelinegas aus Russland stets um etwa 50 % günstiger als Flüssigerdgas (LNG) aus den USA. - Energiekosten in der Industrie:
2023 lag der Gaspreis für die Industrie bei 5,7 Cent/kWh. Zuvor lag er bei ca. 2,5 Cent/kWh. Der Strompreis in Deutschland lag 2024 bei 17 Cent/kWh, während er in den USA und China nur etwa 7 Cent/kWh betrug.
- Stabile und günstige Währung
- Historische Bedeutung der D-Mark:
Nach der erhardschen Währungsreform von 1948 war die Deutsche Mark bis in die 1970-er Jahre an den US-Dollar (4,2 DM = 1 USD) gebunden und somit unterbewertet, was deutsche Exporte vergünstigte. - Der Euro und seine Auswirkungen:
Seit seiner Einführung im Jahr 2002 hat der Euro durch die künstliche Ausweitung der EZB-Geldmenge ein Drittel seiner Kaufkraft verloren, was sich negativ auf die Ersparnisse der Deutschen auswirkte. Seit 2019 haben die Sparer durch den negativen Realzins etwa 675 Milliarden Euro verloren, was einem Verlust von 8.000 Euro pro Haushalt entspricht. Gleichzeitig schrumpften die Reallöhne um 5,1 % seit 2019.
- Fachkräftemangel: Vom Überschuss zum Defizit
- Nachkriegszeit:
Zwischen 1945 und 1961 kamen 14,7 bis 16,7 Millionen gut ausgebildete Deutsche aus den Ostgebieten und der DDR nach Westdeutschland. - Aktueller Fachkräftemangel:
Im März 2024 gab es in Deutschland ca. 500.000 offene Stellen, die nicht besetzt werden konnten. Gleichzeitig sind etwa 3,4 Millionen Deutsche ins Ausland ausgewandert, drei Viertel davon mit Hochschulabschluss. - Bildungskrise:
Die PISA-Ergebnisse zeigen seit 2012 einen dramatischen Rückgang der mathematischen, naturwissenschaftlichen und sprachlichen Fähigkeiten deutscher Schüler.
- Soziale Marktwirtschaft: Prinzipien und Verstöße
Walter Eucken formulierte die konstituierenden Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft Diese werden durch die Bundesregierungen der Kartellparteien sukzessive ausgesetzt:
- Funktionsfähiger Preismechanismus
Eingriffe wie das EEG-Gesetz und Mietpreisbremsen verzerren den Markt. - Primat der Währungspolitik
Der von der EZB manipulierte Euro hat die preisliche Wirtschaftsrechnung untergraben. - Offene Märkte
Sanktionen gegen Russland und Einfuhrzölle gegen China beschränken den freien Handel. - Privateigentum
Die Heizungsumtausch- und Sanierungspflichten greifen in das Privateigentum ein. - Vertragsfreiheit
Bürokratiemonster wie das Lieferkettengesetz und das Nachweisgesetz schränken die Vertragsfreiheit erheblich ein. - Haftung
Die Bundesregierung verstaatlichte Verluste, beispielsweise bei der Rettung von Energiekonzernen wie Uniper, FTI, Meyer Werft.
Schlussfolgerung: Früherer Erfolg vs. heutige Krise
Die BRD erreichte ihren wirtschaftlichen Erfolg auf den Säulen einer starken Industrie, günstiger Energie, stabiler Währung, gut ausgebildeten Fachkräften und Sozialer Marktwirtschaft. Doch seit 2018 erleben wir eine signifikante Erosion dieser Stärken. Deindustrialisierung, hohe Energiekosten, Inflation, Fachkräftemangel und der Übergang zu einer „Lenkungswirtschaft“ (Müller-Armack) bedrohen die Wettbewerbsfähigkeit und den Wohlstand Deutschlands.
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